ORXHAUSEN Wetter

Dorfgeschichte

In Silber ein blauer Wellen-Schrägbalken,
belegt mit einem silbernen Mahlstein
und beseitet von je einem blauen Mühlrad

Mahlstein und Mühlräder sollen darauf hinweisen, dass in und um Orxhausen einst drei Mühlen in Betrieb waren. der Schrägbalken steht für die Lage des Ortes im Tal der Gande. In Zusammenarbeit mit dem Heraldiker ( Wappenkundler ) Herrn Gehmlich , dem damaligen Ortsbürgermeister Herrn Gerhard Sue und dem damaligen Ortratsmitglied Norbert Lucht als Leiter des Arbeitskreises – Ortswappen – wurde in der Ortsratsitzung am 20.August 2000 beschlossen ein Ortswappen für Orxhausen zu schaffen. Nach vielen Entwürfen und Gesprächen zwischen Herrn Gehmlich und Herrn Lucht, einigte man sich auf das dargestellte Wappen.  Im Jahre 1231 besaß das Kloster Clus 2 1/2 Hufe in „Otherikeshusen“, die bis dahin Johann von Brunsen inne hatte. Der Mönch Richard, Kustos im Kloster Clus, schenkte 1251 seinem Kloster 34 Joch Land in „Oderikeshausen“ und traf dabei die Bestimmung, dass am Gedächtnistag seines Todes 6 Schillinge von dem Ertrag des Landes abgehoben werden sollten. Jeder Priester sollte für die Totenmesse 2 Pfennig erhalten, und jedes Mitglied des Mönchkonvents an diesem Tag besseres Brot und Getränke sowie drei schmackhaftere Gerichte als gewöhnlich. Im Jahre 1549 waren 4 Hufen und ein Kothof in „Orickshusen“ Stiftslehen derer von Rheden.

Während sich oben im Dorf die alte Schleifmühle befand, wurde 1751 von dem Müller Johann Heinrich Waldmann unterhalb des Dorfes die Wahnemühle gegründet. Sie war Öl-, Walk- und Gipsmühle und 1765 zusätzlich Sägemühle. Im Jahre 1870 wurde sie zur Steinschleifmühle umgerüstet. Im Dorf selbst war es die „Mühle Huhle“, wie sie nach ihrem früheren Besitzer genannt wird, die vom Wasser der Gande und des Mühlgrabens angetrieben wurde. Nachdem diese Mühle durch einen Brand völlig zerstört wurde, ist sie 1905 neu aufgebaut worden.


Das Ortschild zeigt seit 2013, dass wir zur Stadt Einbeck gehören

Orxhausen gehört zu den Orten, die vom 5. bis 8. Jahrhundert nach Christus in einer Innenkolonisation dem Wald abgerodet wurde. Ursprünglich zählte es zum Grenigau ( zu Greene gehörend ), aber zum Beginn des 15. Jahrhunderts wird es nicht mehr im Lehnsverzeichnis der Homburger Grafen geführt und wird demnach bereits damals Gandersheim verwaltungsmäßig zugeteilt gewesen sein. Dies wird durch das Erbregister von Gandersheim 1524 bestätigt. Diese mittelalterlichen Rechte wurden erst 1850 aufgelöst. Gleichzeitig wurde Orxhausen zum Erzbistum Mainz gerechnet und unterstand bis in das 19. Jahrhundert dem Archidiakonat Grene ( Greene ). Der Name Orxhausen entwickelte sich aus Otherikeshusen  (1231, Behausung eines Otherik ) über Oderikeshausen ( 1251 ) und Orickshusen ( 1549 ) zu seiner heutigen Form. Im Zuge der Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746 bis 1784 wird am 2. April 1758 an die Generallandesvermessungskommission geschrieben. „Die hiesige Feldmark ist so beschaffen, daß sie wegen der vielen wüsten, hochaufgetriebenen und sehr kolkigen Landes gantz und garnicht vertheilet werden kann“ heißt es. Nach der Separation um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Feldgrenze nach Gandersheim zugunsten Orxhausen begradigt. Durch die Aufteilung der Gemeindeflächen an die Bauern, die nun selbständig wurden, erlebte die Landwirtschaft und damit der Ort insgesamt einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Die Gande macht früher vor dem Dorf einen rechtwinkligen Bogen. Sie wurde begradigt und vor dem Haus Nr. 3 in das alte Flussbett geführt. dadurch wurde die Hochwassergefahr verringert, die hier eine große Rolle spielte und besonders in den Jahren 1761 und 1793 zu starken Flurschäden führte.

Die Kapelle, die unter Denkmalschutz steht stammt aus dem Jahr 1820, nachdem ihre Vorgängerin durch Blitzschlag vernichtet worden war. An dieses Ereignis erinnert später ein Gedenkgottesdienst, der bis zum 2. Weltkrieg jeweils am Jahrestag abgehalten wurde.

Die Schule in Orxhausen wurde 1897 eröffnet und bis 1966 beibehalten. Mit der Pensionierung des letzten Lehrers Herrn Rudolf Heinrich wurde die Dorfschule mit Beschluss des Gemeinderats vom 07.12.1966 geschlossen. Seitdem dient sie als Dorfgemeinschafts- und Feuerwehrgerätehaus.

Neben der heute noch in Fragmenten erhaltenen Mühle an der Straßenbrücke über den Mühlgraben gab es bis 1964 die 1751 gegründete Wahnemühle unterhalb des Dorfes jenseits der Bahnlinie.

Die heutige Bundesstraße 64 ist die frühere Heerstraße Greene – Seesen.

Ein wichtiger Einschnitt in der Geschichte Orxhausens war der Bau der Bahnlinie Kreiensen – Braunschweig, die 1856 eingeweiht wurde. Während des Baus wurde der Bahnverwaltung kein Grundstück für einen Bahnhof oder einen Haltepunkt in Orxhausen zur Verfügung gestellt. Später, als aus dem Dorf der Wunsch nach einem Haltepunkt laut wurde, hatte die Bahn kein Interesse mehr daran.

135 Jahre nach der Einweihung der Bahnlinie Kreiensen – Braunschweig wurde im Bereich Orxhausens wieder eine Bahnlinie eingeweiht, die ICE-Trasse Hannover-Würzburg, die an Orxhausen vorbeiführt. Diesmal trägt zumindest ein Überholbahnhof auf dieser Strecke den Namen des Dorfes.

Am 01.März 1974 wurde Orxhausen nach Kreiensen eingemeindet und hatte bis 2006 einen einen gemeinsamen Ortsrat mit dem Nachbarort Bentierode. Seit dem 15. November 2006 gibt es einen alleinigen Ortsrat.

Seit 2013 gehört Orxhausen zusammen mit den ehemaligen Ortsteilen der Gemeinde Kreiensen durch eine Fusion zur Stadt Einbeck.


Die Christuskapelle

Blitzschlag in die Kapelle – Ruf zur Besinnung

Im Tal zwischen Bad Gandersheim und Kreiensen windet sich in vielen Schleifen der kleine Fluss Gande und bahnt sich seinen Weg zur Leine. Kurz vor einem Bogen von mehr als 90 Grad liegt das Dorf Orxhausen. Ein bewaldeter Höhenzug schiebt sich vor das Leinetal und lässt nur einen schmalen Durchlass, der dazu benutzt wurde, hier schon sehr früh eine Straßenverbindung, die heutige Bundesstraße 64 und im Jahre 1856 die Eisenbahnlinie zwischen Kreiensen und Gandersheim zu führen.
Ursprünglich, zusammen mit Kreiensen, Filiale von Greene, wurde Orxhausen vom Amt Gandersheim verwaltet. Das Corpus bonorum erwähnt 1748; „Orxhausen hat eine eigene und sehr alte Capelle, aber kein Schulhauß. Die sämtlichen Einwohner müßen nach Greene zur Kirche kommen, ihre Kinder daselbst taufen, confimiren, sich copuliren, die Frauen einsegnen, das heil Abendmahl reichen und die Totden begraben laßen. Die Capelle ist auf fürstl. Consistoriiverwilligung repariret, und hat gekostet, wie in der Capellen Register de Anno 1751 befindlich ist“. Von den Gerechtigkeiten der Capelle heißt es : „Es wird in derselben von dem Schulmeister zu Kreyensen alle um den dritten Sonntag Kinder-Lehre und des Mittwochs Beth-Stunde gehalten…“.
Patron des Kapellengebäudes ist der jeweilige regierende Landsherr. Die Kapelle wird mit 34 Fuß Länge und 29 Fuß Breite angegeben. Die Dachdeckung besteht aus Sollinger Steinen. Das Hochwasser der Gande hat den Bewohnern häufig zu schaffen gemacht. Besonders starke Flutschäden waren 1761 zu beseitigen. Doch konnte auch bei Regenfällen das Wasser leicht in den Innenraum eindringen, da der Fußboden tiefer als das umgebene Terrain lag. Die Folge war, dass die Holzteile an Bänken, die Dielen darunter und die Treppen faulten. Aber auch das Mauerwerk muss nicht in guten Zustand gewesen sein, da es 1778 in einem Brief heißt: „daß die Vögel darin nißten“. Sieben Jahre später wird die Kapelle von den Visitatoren als unbrauchbar und weitere vier Jahre später als durch Fäulnis vom Einsturz bedroht geschildert. Erst 1815 erfolgte die Genehmigung der Kostenanschläge und die Bewilligung der erforderlichen Mittel.
Die Erneuerungsarbeiten müssen noch nicht lange abgeschlossen gewesen sein, als am 14.Juni 1818 ein trauriges Ereignis eintrat und die Kapelle durch einen Blitzschlag zerstört wurde. Die Gemeinde war tief betroffen, als sie zusehen musste, wie ihr Gotteshaus bis auf die Umfassungsmauern abbrannte.
Im Zusammenhang mit der Bitte um den Wiederaufbau wird geschrieben : „Längst hat die Wiederherstellung des Gebäudes unsere Sorge gehabt und schon früher hätten wir dem F. Consistorio nicht nur diese Anzeige gemacht, sondern auch die zur Wiederherstellung der Capelle nothwendige Veranschlagung des Baues nebst Riß dazu und Kostenbetrag eingesandt, hätten es die Kirchenvisitatoren nicht so unendlich schwer, für Kirchenbauten die nötige Unterstützung in den angestellten Cammerbaumeistern zu finden. Die Einrede dieser Herren geht immer darau hinaus, daß sie , da sie mit Cammerbauten so sehr belastet wären, für Kirchenbauten die nötige Zeit nicht zu finden wüßten. Wir haben daher einen hiesigen, geschickten Handwerksmann, den Zimmermeister Schumann, welcher alle öffentliche Arbeiten besorgt, in Anspruch nehmen und beygelegenden Riß und Kostenanschlag zur Wiederherstellung der Capelle von demselben anfertigenlaßen müßen, jedoch können wir beides nur in simplo vorlegen und bemerken dabei, daß, da die Capelle nach ihrer früheren Anlage eine sehr widrige und geschmacklose Form hatte, wir beim Neubau derselben, soweit es möglich ist, wir eine soweit geschmackvollere Form und Einrichtung zu geben wünschen, als es die noch vorhandenen Umfangsmauern zuläßt“. Unter anderem soll der Fußboden wegen der Hochwassergefahr angehoben werden. 1820 wird nicht die Planung des Zimmermeisters Schumann, sondern die des Kammer-Baukondukteurs Roebber genehmigt. Die Finanzierung erfolgt teilweise aus „Leihhauskapitalien“. Am 06. Februar 1822 wird der Bau endgültig abgenommen. Die erhalten gebliebene Bauzeichnung von Roebber stellt ein wichtiges Dokument dar, um sich den früheren Innenraum der Kapelle vorstellen zu können, denn vor den Veränderungen im Jahr 1965 sind Bestandspläne nicht angefertigt worden. Wir erkennen einen breiten Mittelgang, den die im westlichen Giebel angelegte Eingangstür erschließt. Eine in der Südwestecke eingezeichnete Treppe führt zur kleinen Westempore, auf der vermutlich ein Harmonium oder eine Orgel gestanden hat. Rechtwinklig zum Kastengestühl des Kapellenschiffs sind auf jeder Seite des Altars zwei Bankreihen mit geschlossener Brüstung dargestellt. Der Altartisch steht auf einer Stufe, losgelöst von der Ostwand, die durch eine Nische oder ein Fenster gegliedert ist. Eine Kanzel ist nicht eingezeichnet. In den Schnitten und Ansichten erkennt man einen kräftigen Dachreiter über quadratischem Grundriss mit Zeltdach, der wegen Baufälligkeit 1914 abgetragen werden musste. Damals entstand der heutige, achtseitige Dachreiter mit gedrungener Zwiebelhaube.
Zum Gedenken an den Brandtag wurde in den ersten Jahren danach ein Bußgottesdienst gefeiert. Doch die Erinnerung an die Zerstörung der Kapelle verwischte allmählich, und die Orxhäuser entschlossen sich eines Tages unter der Thie-Eiche, so wird berichtet, den Gottesdienst auf den nahen Hagelfeiertag zu verlegen. Bald darauf soll sich der Himmel verfinstert haben und ein Gewitter aufgezogen sein. Kaum seien die Menschen nach Hause geeilt, soll mit einem krachenden Donnerschlag die Thie-Eiche vom Blitz getroffen worden sein. „Gott will den Bußtag behalten“, so war die Erkenntnis. Man feierte fortan bis zum 2. Weltkrieg den Gedenktag am 14. Juni eines jeden Jahres.
Schon acht Jahre nach der Wiederherstellung der Kapelle werden Schäden am Mauerwerk gemeldet, die mit der starken Feuchtigkeitsbelastung der alten Umfassungswände zusammenhängen. Maurermeister Prahmann aus Gandersheim, dessen Name bereits bei einem Kostenanschlag im Jahre 1779 zu finden ist, empfiehlt folgendes interessante Rezept gegen Mauerschwamm: „Es wurde damals jener kranke THeil der Mauer von dem schwammigen oder salpetrigen Kalke gänzlich befreiet, der Capelle Zugluft und der Mauer wolle etwa nöthige Zeit zum Austrocknen gegeben. Zuletzt müßte nun wohl die Widerherstellung geschehen. Der H. Prahmann denkt die Neigung zum Schwammig werde durch Ziegelmehl, Hammerschlag, Kohlenstaub und Ochsen-blut zu vertreiben „.
Mit der Beseitigung der Schäden werden gleichzeitig Änderungen bei der Einrichtung im Chorraum gewünscht, damit die Kinder bei der Katechismuslehre besser Platz finden.
Die Orxhäuser Kapelle gehört zu den wenigen gottesdienstlichen Gebäuden, an denen im Dritten Reich in den Jahren 1937/38 größere Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden konnten. das Fenster über dem Altar wurde zugemauert, jedoch unter Beibehaltung einer Nische. Innen setzte man eine halbsteindicke Backsteinmauer als Schutz vor der immer wieder durchschlagenden Feuchtigkeit gegen das Bruchsteinmauerwerk.
Die letzte große Instandsetzung ist in den Jahren 1964-1965 vorgenommen worden. Anlass waren wiederum schwere Feuchtigkeitsschäden an Fußboden und Wänden sowie Holzschädlingsbefall am Dachgebälk. Man dachte sogar an einen Abbruch und einen Neubau der Kapelle. Schließlich entschied man sich für die Renovierung, die räumliche Veränderungen mit sich brachte. Die Westempore wurde aufgegeben, ein isolierter Fußboden hergestellt und eine Kassettendecke eingezogen. Als “ optischer “ Schutz gegen die immer wiederkehrende Mauerfeuchtigkeit verkleidete man die Wände mit Holzelementen. der Chorraum wurde mit einem neuen Altar und einer neuen Taufe aus Thüster Kalkstein ausgestattet. Das Kruzifix entwarf die Bildhauerin Krämer-Tschäbitz. Ein Orgelpositiv mit drei Registern fand südlich des Altars seinen Platz. Schließlich mussten auch neue Bänke beschafft werden.
Der schlichte Baukörper mit den hellverschlämmten Wänden, den sandsteineingefassten Fensteröffnungen und dem abgewalmten Dach ordnet sich unauffällig in die Bebauung an der Dorfstraße ein. Nur der Dachreiter und seine vergoldete Turmspitze, eine Wetterfahne mit springendem Pferd, Kreuz und Sterne darüber, ragen über die Dächer der übrigen Gebäude hinweg.
Seit dem 01. April 1935 gehört die etwa 194 Glieder zählende Gemeinde als Filiale zu Kreiensen.

Am 02. Mai 2004 erhielt die Orxhäuser Kapelle im Rahmen eines Festgottesdienstes offiziell ihren Namen „Christuskapelle“.
Im Festgottesdienst, gehalten vom Pastor Kuchmetzki-Ludwig, wurde die eigens für diesen Anlass vom Kreiensener Holzschnitzer Dirk Bockler angefertigte Christusfigur enthüllt.